"Alles was ist, darf sein - und alles was sein darf, kann sich verändern."
(Wolf Boeck)
Die Gestalttherapie ist eines der wichtigsten Verfahren der humanistischen Therapie. Ihre Wurzeln liegen in der Psychoanalyse, in der dialogischen Philosophie Martin Bubers und in der Phänomenologie.
Die Gestalttherapie findet, wie die meisten Therapieformen, zunächst vorwiegend im Gespräch statt. Wenn es für Klient*in und Therapeut*in stimmig ist, wird jedoch nicht nur gesprochen, sondern auch ausprobiert und experimentiert. So können schwierige Situationen „geübt“ werden, es wird mit Bewegungen und Haltungen experimentiert. Gedanken, Gefühle und Einstellungen werden beschrieben, in Bewegung dargestellt oder auch künstlerisch dargestellt.
In der Gestalttherapie gehen wir davon aus, dass alle Bereiche menschlicher Erfahrung (der zwischenmenschliche Bereich, der emotionale, der körperliche und der intellektuelle Bereich) gemeinsam jene ganzheitliche Gestalt bilden, die einen Menschen ausmacht — daher auch der Begriff „Gestalttherapie”.
In der Gestalttherapie geht es um die Vielfalt von Individualität und nicht um „krank“ oder „gesund“. Die persönliche Veränderung der Klienten wird gefördert, indem sie unterstützt werden, mit sich selbst und anderen Menschen aktiv neue Erfahrungen zu machen, auf lebendige Weise neue Erlebens- und Verhaltensweisen zu erlernen und bestehende Schwierigkeiten zu überwinden.
Anders als in der Psychoanalyse dreht sich die Gestalttherapie jedoch nicht nur um Vergangenes. Alles Denken und Fühlen geschieht immer nur in der Gegenwart. Im Kontakt mit der Therapeutin wird das „aufgedeckt“, was die Klient*in daran hindert, im Hier und Jetzt in ihre Lebendigkeit und ihre Kraft zu kommen. Die Vergangenheit können wir nicht ändern, aber wir können lernen, die Wirkung vergangener Ereignisse und früher Erfahrungen zu reflektieren und unseren Blick auf die Vergangenheit zu verändern. So ändert sich auch die Gegenwart.
Oft hemmen uns Erlebnisse, Prägungen oder Überzeugungen (die Gestalttherapeut*innen nennen es „Introjekte“) aus der Kindheit. In dem wir sie im Hier und Jetzt anschauen, annehmen und bearbeiten, können wir sie auflösen.